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Geschichte von Barbara Künkelin
Anna Barbara Künkelin wurde am 10.03.1651 als Tochter des Jakob Heinrich Agricola geboren. 1679 heiratete sie den um 25 Jahre älteren und vermögenden Johann Heinrich Walch, einen angesehenen Metzger, Wirt und Gerichtsverwandten, der aus seinen beiden ersten Ehen vier erwachsene und vier jüngere Kinder mitbrachte. Ihre eigene Ehe blieb dagegen kinderlos.
Der Überlieferung nach war sie es, die im Dezember 1688 als Anführerin der "Weiber von Schorndorf" die Übergabe der Stadt und Festung an den französischen General Mélac verhinderte.
Zur Zeit der dramatischen Ereignisse von 1688 trug Anna Barbara also noch gar nicht den Namen Künkelin, sondern hieß Walch. Im Dezember 1689 verstarb Walch nach 10-jähriger Ehe. Nur wenige Monate nach dem Tod ihres Mannes heiratet sie den Kaufmann und Bürgermeister Johann Jakob Künkelin. Sie gebar im März 1691 einen Sohn, der aber schon nach fünf Monaten starb. Anna Barbara erblindete im Alter und verstarb hochbetagt am 20.11.1741. Ein Jahr vor ihrem Tod stiftete sie eine prachtvolle, silberne Abendmahlskanne. Wenige Tage vor ihrem Ende verfügte sie eine Stiftung für Studenten der Theologie in Tübingen, deren Eltern Schorndorfer Bürger waren oder in öffentlichem Dienst standen. Der Berühmteste, der Stipendiaten bekam, war der Philosoph Friedrich Willhelm Joseph Schelling, dessen Vater 1791-1801 Dekan in Schorndorf war.
Zu Lebzeiten hat man in Schorndorf die berühmte Mitbürgerin nicht offiziell geehrt. Erst 1782 veröffentlichte der gebürtige Schorndorfer und spätere französische Diplomat und französische Außenminister Karl Friedrich Reinhard (1761-1837) die Ballade "Die Weiber von Schorndorf". Zwischen 1837 und 1938 dienten die Ereignisse um 1688 als Stoff für 17 Theaterstücke. Heute erinnern die Barbara-Künkelin-Halle und die Künkelinstraße an ihr Wirken. Beim historischen Stadtrundgang durch Schorndorf kann man das Ehemaliges Wohnhaus der Barbara Walch-Künkelin mitten auf dem Marktplatz finden. Die historische Figur fand 1983 eine Neubestimmung: Vom inzwischen verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Schorndorf, Fritz Abele wurde eine Stiftung mit dem Namen Barbara-Künkelin-Preis gegründet. Alle zwei Jahre werden Frauen oder Frauengruppen in Erinnerung an die historische Tat der Schorndorfer Weiber und ihrer Anführerin Anna Barbara Künkelin für ihre Bereitschaft zur sozialen Verantwortung und für ihren persönlichen Mut geehrt.
Geschichte der Weiber von Schorndorf
Nachdem im Jahr 1688 die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. rechtsrheinisches Gebiet überfallen und die Festung Philippsburg erobert hatten, zogen sie auch nach Württemberg. Sie steckten Dörfer in Brand, eroberten Städte und zwangen Festungen durch Erpressung zur Übergabe. In Stuttgart herrschte Verwirrung: Der Regent, Herzog-Administrator Friedrich Karl, war mit dem noch unmündigen Herzog Eberhard Ludwig nach Regensburg geflohen, während die Truppen des schwäbischen Kreises noch in Ungarn mit Kaiser Leopold I. gegen die Türken kämpften. In der Landeshauptstadt versuchte unterdessen die Herzogin Witwe Magdalene Sibylle alle Forderungen der Franzosen zu erfüllen um weiteres Unheil von Württemberg abzuwenden.
Eine dieser Forderungen war die Übergabe der mächtigen Landesfestung Schorndorf. Hier war inzwischen Oberstleutnant Johann Günther Krummhaar (1650 - 1707) Festungskommandant geworden. Er war fest entschlossen mit seinen 200 mannstarken Garnisonstruppen die Festung zu verteidigen. Auch die Bürgerschaft war zur Gegenwehr entschlossen und so standen an jedem Tag durchschnittlich 476 Mann auf dem Wall. Außerdem schickte der Magistrat der Stadt immer wieder Kuriere zum Markgrafen Karl Gustav von Baden-Durlach, dem Befehlshaber der schwäbischen Kreistruppen, die inzwischen auf Ulm marschiert waren. Aber auch das Anbieten hoher Bestechungssummen (die übrigens nach Beendigung der Affäre tatsächlich ausgezahlt wurden) konnte den Markgrafen nicht zum Marsch nach Schorndorf veranlassen, um die Stadt zu entsetzen.
Hier war inzwischen am 13. Dezember 1688 der berüchtigte französische Brigadier Ezéchiel Comte de Mélac aufgetaucht, um die Übergabe der Stadt zu fordern. Als er abgewiesen wurde, drohte er mit weiteren Truppen wieder zu kommen. Am 15. Dezember waren schließlich aus Stuttgart zwei Abgesandte mit dem Befehl zur Kapitulation eingetroffen. In dieser kritischen Lage rotteten sich die Schorndorfer Frauen zusammen, liefen vor dasRathaus und bedrohten Magistrat und Abgesandte, um eine Übergabe der Stadt zu verhindern. Zwei Tage später wurde Mélac, der diesmal mit 500 Reitern und 200 Fußsoldaten erschienen war, erneut abgewiesen. Endlich setzten sich auch die kaiserlichen Truppen in Bewegung, die Franzosen, die ja eigentlich keinen Kampfauftrag hatten, sondern so viel wie möglich aus dem Land herauspressen sollten, zogen sich kampflos zurück. Die Standhaftigkeit der Bürger und der Mut der Schorndorfer Frauen hatten die Stadt gerettet.
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